Vielen Dank für Ihre Anfrage zur Kindersicherung im Auto an die Bundesarbeitsgemeinschaft ‚Mehr Sicherheit für Kinder‘ (BAG). Ihre Mail wurde an den Deutschen Verkehrssicherheitsrat weitergeleitet. Wir sind seit vielen Jahren Mitglied in der BAG und bundesweit für die Koordination der Verkehrssicherheitsarbeit zuständig. Die richtige Sicherung von Kindern im PKW ist daher ein zentrales Thema unserer Arbeit.
Ihre Frage ist berechtigt, aber leider nicht eindeutig zu beantworten. Was bei einem Seitenaufprall in Ihrem Fahrzeug genau passiert, kann man nur schwer exakt vorhersagen. Das hängt von der Aufprallschwere ab, von der Befestigung der Kindersitze Ihrer Zwillinge, von den Platzverhältnissen auf der Rückbank.
Ich würde Ihnen zunächst raten, wenn Sie nur mit den drei Kindern unterwegs sind, Ihre große Tochter nach vorne zu setzen. Sie sollten dann aber auf eine möglichst optimale Gurtführung achten, d.h. die Gurthöhenverstellung an die Körpergröße Ihrer Tochter anpassen. Hinweise dazu und auch zur empfohlenen Position des Sitzes finden Sie in der Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs.
Wenn Sie zu fünft im Auto sitzen, wird Ihnen wahrscheinlich nichts anderes übrig bleiben, als die von Ihnen beschriebene Sitzplatzverteilung vorzunehmen. Ich fürchte, dass der mittlere Platz hinten nicht geeignet ist, um einen Kindersitz sicher zu befestigen. Meistens ist er zu schmal oder besonders aufgepolstert, so das der Sitz hin und her wackelt. Das soll nicht sein. (Nur einige Vans bieten hinten in der Mitte gute Bedingungen zur Sicherung eines Kindes mit Kindersitz; bei den meisten Kombis geht es nicht.)
Wenn es zu einem Seitenaufprall kommt und Ihre Tochter hinten in der Mitte zwischen den Kindersitzen sitzt, ist ein Kontakt mit den Seitenwangen der beiden Kindersitze nicht auszuschließen. Auch nach Rücksprache mit einem Experten des ADAC-Technikzentrums in Landsberg kann ich Ihnen dazu sagen, dass es bei Ihrer großen Tochter durch den Aufprall auf die Kindersitze der Zwillinge nicht zu einer lebensgefährlichen Verletzung sondern möglicherweise z.B. zu einer Platzwunde kommen könnte. (Das hängt selbstverständlich auch von der Wucht des Aufpralls ab. Es gibt natürlich Kollisionen, da helfen den Insassen auch die besten Sicherungssysteme nicht mehr.) Der Seitenairbag wird sehr wahrscheinlich - auch das hängt vom Fahrzeug ab – die Sitze der Zwillinge kaum berühren oder nur leicht touchieren. Eine erhöhte Verletzungsgefahr für Ihre große Tochter ist davon nicht zu erwarten.
Um das Risiko für die ‚Große‘ möglichst gering zu halten, wäre es sicher sinnvoll, für die Zwillinge außen Sitze mit Isofix-Befestigung zu verwenden. (Das geht allerdings nur, wenn Ihr Fahrzeug über Isofix-Verankerungen verfügt. Wenn ja, müssen Sie dazu einen Hinweis in dem Bereich zwischen Sitzfläche und Lehne der hinteren Sitzbank oder natürlich in der Bedienungsanleitung finden.) Darüber hinaus ist es vorteilhaft, wenn Sie für die Zwillinge Sitze verwenden, die im Seitenbereich möglichst glattflächig ausgeführt und nicht zerklüftet sind.
Die Option, statt Ihrer großen Tochter hinten in die Mitte einen Erwachsenen zu platzieren, empfiehlt sich in diesem Fall übrigens nicht. Denn der Aufprall eines ausgewachsenen Körpers auf die daneben stehenden Kindersitze ist für die Sitze (und ihre Passagiere) auch nicht unkritisch. Dies würde sich nur dann empfehlen, wenn Sie hinten keine drei Kinder nebeneinander sichern können.
Sie sehen daran schon, dass es keine 100%ig optimale Lösung für Ihr Problem gibt; Sie können sich dieser nur so weit wie möglich annähern.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Bergmeier
Referent
Kinder und jugendliche Verkehrsteilnehmer
Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR)
ABergmeier@dvr.de www.dvr.de