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 Betreff des Beitrags: Kindergarten - übertriebene Sicherheitsmaßnahmen?
BeitragVerfasst: 04.02.2016, 15:47 
Expertin
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Registriert: 10.01.2005, 13:53
Beiträge: 4465
Aus einer Anfrage an uns:

Wie sollte man zu übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen im Kindergarten stehen?



Normalerweise erhalten wir Anfragen aus der anderen Richtung. Eltern sind besorgt und sehen die Sicherheit ihrer Kinder im Kindergarten oder bei sonstiger aushäusiger Betreuung gefährdet.


In diesem positiven Fall raten wir:
Wenn der Kindergarten sensibel für die Sicherheit ist, sich seiner Verantwortung diesbezüglich bewusst ist und seine Leitlinien daran ausrichtet, sollten Eltern das unbedingt mittragen. Betriebene und auch "übertriebene" Sicherheit dient der Prävention von Unfällen und ist damit allemal besser als zu große Nachsicht und ein Hoffen darauf, dass es "schon gut gehen wird."

Gehen Sie immer davon aus, dass die Bedingungen in der Gruppensituation strenger sein müssen - einfach, weil auch bei guter Aufsicht schnell mal etwas außer Kontrolle geraten kann. Ein Vergleich mit der Eins-zu-eins- (oder Eins-zu-zwei-)Situation zu Hause ist nicht möglich.

Schaden tut dies den Kinder nicht. Sie lernen einfach, dass es in unterschiedlichen Lebensfeldern unterschiedliche Regeln und damit unterschiedliches Verhalten geben kann.

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Lis Dammann
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 Betreff des Beitrags: Re: Kindergarten - übertriebene Sicherheitsmaßnahmen?
BeitragVerfasst: 16.02.2016, 15:04 
Diskussionsfreund/in
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Registriert: 28.04.2014, 22:34
Beiträge: 27
Hallo!

Die Ängste von Eltern kann ich verstehen, auch wenn es insgesamt bemerkenswert ist, wie wenig wirklich folgenschwere Unfälle in Krippen und Kindergärten stattfinden. (Dies erst mal zur Beruhigung, bevor ich dann auf Punkte zu sprechen komme, die Schatten auf die tollen Konzeptionen der Kitas werfen.)

Aus welchem vernünftigen Grund sollen Kinder eigentlich Matschhosen anziehen müssen?
Als Erzieherin, die als Springkraft immer wieder erlebt hat, dass Kinder keine Matschhosen anziehen wollen, finde ich den Druck, der vielerorts deshalb auf sie ausgeübt wird, unmöglich.
Diese Matschhosen stecken voller Chemie und der Widerwille vieler Kinder gegen sie, zeigt doch, dass sich ein Gefühl für das, was dem Körper guttut, nicht so leicht unterdrücken lässt. Sollen Eltern und Erzieherinnen sich doch damit abfinden, dass ein Verzicht auf diese vor Chemie strotzende "Schutzkleidung" ihnen mehr Sandkörner im Haus und mehr Wäsche beschert!

Wenn ich nicht als Kind ganz ohne Matschhose ausgekommen wäre und wüsste, dass Kinder grundsätzlich ohne diese "Verpackung" zurecht kommen können, hätte ich vermutlich auch Bedenken. Aber ganz ehrlich: Lieber helfe ich Kleinkindern beim Umziehen - und führe dabei mit ihnen ein normales Gespräch - als mich als "Dokumenteuse" zu betätigen und Projekte zum Umweltschutz abzuhalten, damit die Kinder später wissen, welcher von ihren Matschhosen verursachte - gesundheitsschädliche Giftcocktail als Mikroplastik wieder auf unseren Tellern landet.

Wir haben derzeit ein Kinderbetreuungssystem, in dem die Bildung ohne Rücksicht auf die Kinder schöngeredet wird und über Mängel seher selten ausführlich gesprochen wird. Deshalb aber ist es wichtig, dass in Kindergärten stärker darauf geachtet wird, dass Kinder in dieser auf Kinder ausgerichteten Atmosphäre trotzdem lernen, auf ihre eigene Sicherheit und die anderer Kinder zu achten.

In der Krippe einer Freundin hatten Handwerker unter den Heizkörpern kleine Nägel angebracht, die sich allesamt bald nach der Eröffnung der Krippe gelöst haben. Ein Junge brachte sie ihr. Mundkontrolle, weitere Nägel einsammeln und den Kindern dann (nochmals) erklären, dass kein Kind Dinge einfach in den Mund nehmen darf.

Von vielen Geschehnissen, die Eltern beunruhigen könnten, erfahren sie nichts. Krippenkinder können sich nicht immer verständlich ausdrücken und es gibt keine Dokumentationspraxis, die beispielsweise derartige Sicherheitsmängel "transparent" machen würde. Im Gegenteil: Weil so viel Wert auf blendende Angebote gelegt wird, werden Bedenken der Eltern wegen des Schimmelbefalls eines Kastanienbades oder der Giftigkeit der Bohnen eines Bohnenbades schon mal ignoriert. (Aber wenn ein Kind sich eine Bohne tief in die Nase steckt, müssen Mama oder Papa mit ihm zum Arzt...)

Erzieherinnen haben schon Stellen nicht angenommen, weil ihnen das teure und tolle "Baumhaus" im Gruppenraum zu nah an der Decke war, weil sie sich gefragt haben, wie ein Erwachsener Im Nofall schnell genug oben sein könnte... Aber weil der Gruppenraum sowieso zu klein war, wollte man ihn noch ein wenig in Richtung "Erlebniswelt" trimmen.
Mir wird übel, wenn ich lese, dass Journalisten meinen, eine zu niedrige Deckenhöhe einer Kita solle nicht dazu führen, dass die Betriebserlaubnis versagt wird. - Wichtig ist die Deckenhöhe für die Qualität der Raumluft. Natürlich sind die Ausdünstungen, wenn alle Kinder gleichzeitig da sind, enorm.

Nicht unproblematisch in mehrgeschossigen Kitas: Fluchttüren werden zumindest phasenweise verbotswidrig zugestellt. Eltern und Erzieherinnen sehen die Gefahr eines Brandes als extrem unwahrscheinlich an und fürchten mehr, was einem heimlich weglaufenden Kind zustoßen könnte. Als übertriebene Sicherheitsmaßnahme würde ich das nicht ansehen. Vielmehr zeigt die Bauweise von etlichen Kitas, dass Architekten allzu zuversichtlich sind, dass Kinder sich nichts einfallen lassen, was zu folgenschweren Stürzen führen könnte.

Ein Unsitte, die "niedlich" aussieht, aber zu Treppenstürzen führen kann: Manche Erzieherinnen veranlassen, dass Kinder sich auf der Treppe gegenseitig eine Hand geben. Das kann dazu führen, dass ein strauchelndes Kind noch weitere Kinder zu Fall bringt.

Die Sicht der Eltern und die Schilderungen ihrer Erfahrungen interessieren mich sehr.

Freundliche Grüße

amaria


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 Betreff des Beitrags: Re: Kindergarten - übertriebene Sicherheitsmaßnahmen?
BeitragVerfasst: 29.07.2016, 07:31 
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Registriert: 28.04.2014, 22:34
Beiträge: 27
Guten Tag Frau Dammann,

leider wurde nicht konkret der Anlass genannt, der dazu geführt hat, dass Eltern Sicherheitsmaßnahmen als "übertrieben" angesehen haben.

Falls es sich um Fluchttüren handelt, die sich nach innen öffnen, handelt es sich um ein höchst brisantes Thema, das einige Fehlplanungen der letzten Jahre ans Licht der Öffentlichkeit bringen müsste.
http://www.ksta.de/koeln/ehrenfeld/bau- ... n-24461978

Freundliche Grüße

amaria


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 Betreff des Beitrags: Re: Kindergarten - übertriebene Sicherheitsmaßnahmen?
BeitragVerfasst: 29.07.2016, 09:27 
Expertin
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Registriert: 10.01.2005, 13:53
Beiträge: 4465
An amaria:


Es ging dabei nicht um technische Sicherungen im Haus oder auf dem Kindergartengelände, sondern um das Verbot des Tragens von Loop-Schals. Es sollten Strangulationen ausgeschlossen werden.

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 Betreff des Beitrags: Re: Kindergarten - übertriebene Sicherheitsmaßnahmen?
BeitragVerfasst: 13.02.2017, 14:50 
Diskussionsfreund/in
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Registriert: 28.04.2014, 22:34
Beiträge: 27
Danke für die Information. Viele Eltern haben aus ihrer eigenen Kindergartenzeit noch behalten, dass Schals die Gefahr einer Strangulation bergen und dass Kindergärten sehr darauf achten, dass keine entsprechenden Unfälle passieren. In Kindergärten werden Schals zum Wärmen um den Hals gelegt und nicht gewickelt oder verknotet. Das hat eine lange Tradition und Kinder akzeptieren es meist gut, wenn sie erklärt bekommen, warum sie mit einem Loop oder der selbst gebastelten Kastanienkette nicht aufs Klettergerüst dürfen. Falls sie auf ein Kind zeigen, das ein mit Klettverschluss ausgestattetes Dreiecktuch trägt, dann kann ihnen erklärt werden, dass so ein Tuch aufgeht, wenn das Kind hängen bleiben würde. Bei Loops können wir nicht vorhersagen, ob sie im Notfall reißen würden. Es gibt welche, die nicht reißfest zu sein scheinen und andere lassen sich immens in die Länge ziehen... Schade, dass von Erzieherinnen immer öfter erwartet wird, dass sie "mit der Mode" gehen sollen. Auch wenn der Loop heiß geliebt wird und die Kette von der Oma ebenso - sinnvolle Kindergartenregeln sollten nicht "netterweise" aufgeweicht werden.


Freundliche Grüße

Angelika Mauel


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 Betreff des Beitrags: Re: Kindergarten - übertriebene Sicherheitsmaßnahmen?
BeitragVerfasst: 26.09.2017, 20:25 
Mitmischer/in
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Registriert: 26.09.2017, 02:59
Beiträge: 17
Finde es auch dumm aus Modegründen so ein Risiko einzugehen. Was kommt als nächstes, Tattoos für KiGa-Kids? ;)


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