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Erste Hilfe bei Vergiftungen
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Autor:  minimiez [ 22.06.2006, 22:20 ]
Betreff des Beitrags:  Erste Hilfe bei Vergiftungen

Erste Hilfe bei Vergiftungen


Dr. med. Carolina Toepfer, Fachärztin für Kinderheilkunde


Vor allem kleine Kinder bis zum Alter von sechs Jahren nehmen oft aus Neugierde bunte Pillen oder Reinigungsmittel aus einer vermeintlichen Saftflasche zu sich. In über 90 Prozent aller Fälle vergiften sich Kinder zu Hause. Eine zweite wichtige Altersgruppe sind Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, die einen Selbstmordversuch mit Tabletten unternehmen.



Was sind Vergiftungen?

Das Kind nimmt giftige Substanzen auf, die seinem Körper Schaden zufügen. Giftige Stoffe können Medikamente (in 40 Prozent der Vergiftungsfälle), Putz- und Reinigungsmittel, Zigaretten, Alkohol, giftige Pflanzen und Pilze sein.



Was sind Anzeichen einer Vergiftung?

Ungewöhnliches Verhalten, z.B. Erregungszustände, Zittrigkeit, Gangunsicherheit, Müdigkeit, Bewusstseinstrübung, Apathie bis hin zu Bewusstlosigkeit

Übelkeit, Erbrechen, Durchfall

Speichelfluss

Krampfartige Bauchschmerzen

Kopfschmerzen, Schwindel

Atemstörung bis hin zum Atemstillstand

Schock

Herz-Kreislauf-Versagen



Erste-Hilfe-Maßnahmen


Beruhigen Sie das Kind und bewahren Sie selbst Ruhe.

Ist Ihr Kind ansprechbar, öffnen Sie seinen Mund und versuchen Sie, eventuell vorhandene Reste des Eingenommenen mit einem Finger auszuwischen.

Wichtig ist die Frage, was und wie viel Ihr Kind zu sich genommen hat. Bewahren Sie alle Reste des Eingenommenen auf (z.B. Tabletten, Pflanzenteile, Pilze oder Chemikalienverpackungen). Nehmen Sie diese mit zum Arzt oder ins Krankenhaus, damit der Arzt feststellen kann, um welche Vergiftung es sich handelt.

Erbricht sich Ihr Kind, helfen Sie ihm, indem Sie es stützen und ihm beruhigend über den Rücken streichen.

Provozieren Sie auf keinen Fall das Erbrechen bei Säuglingen und Kleinkindern, nach einem Krampfanfall, bei Störung des Bewusstseins oder der Atmung und nach dem Einnehmen von ätzenden Substanzen wie Säuren, Laugen, Haushaltsreinigern.


Das Erbrochene sollten Sie in einem Gefäß sammeln und dem Arzt zur Analyse geben.


Zeigt Ihr Kind Anzeichen für eine Vergiftung, tätigen Sie den Notruf.

Zeigt Ihr Kind keine Anzeichen einer Vergiftung, nachdem es eine eventuell giftige Substanz eingenommen hat, rufen Sie bei dem Gift-Notruf Ihrer Region an. Geben Sie Art und Menge der giftigen Substanz an, die es eingenommen hat. Sie werden weitere Anweisungen bekommen.


Geben Sie Ihrem Kind auf keinen Fall Milch zu trinken! Denn Milch kann bewirken, dass das Gift schneller ins Blut aufgenommen wird.



Wie können Sie verhindern, dass sich Ihr Kind vergiftet?


Bewahren Sie Medikamente an einem Ort auf, der für Kinder unzugänglich ist. Am besten eignet sich hierfür ein verschließbares Hausapotheken-Schränkchen.


Schließen Sie Medikamente nach jedem Gebrauch weg, auch wenn Sie oder eine andere im selben Haushalt lebende Person die Medikamente mehrmals täglich einnehmen muss.


Lassen Sie Arzneimittel niemals herumliegen. Vor allem Pillen mit bunten, attraktiven Farben haben große Ähnlichkeit mit Bonbons und verleiten schon Kleinkinder, sie zu probieren.


Besprechen und überprüfen Sie diese Vorsichtsmaßnahmen auch in anderen Haushalten, in denen sich Ihr Kind aufhält, z.B. bei den Großeltern oder der Tagesmutter.


Bewahren Sie Haushaltschemikalien wie Putz-, Spül- und Waschmittel immer für Kinder unerreichbar auf, am besten in einem verschließbaren Schrank.


Füllen Sie niemals Chemikalien in Lebensmittelverpackungen um, z.B. in eine Saftflasche. Die Kinder freuen sich über die entdeckte vermeintliche Saftflasche, nehmen einen Schluck und können schwere bis lebensbedrohliche Verätzungen der Speiseröhre erleiden.


Kennzeichnen Sie Gefäße mit Chemikalien oder anderen Giften immer deutlich und achten Sie auf kindersichere Verschlüsse.


Lassen Sie sich nicht ablenken, wenn Sie gerade Haushaltschemikalien geöffnet haben. Verschließen Sie die Flasche oder den Behälter wieder, wenn Sie sich anderen Kindern zuwenden, einen Anruf beantworten oder wenn es an der Haustür klingelt.


Der Gesundheit Ihres Kindes zuliebe sollten Zigaretten in keinem Haushalt vorkommen. Falls Sie dennoch rauchen, sollten Sie Zigarettenstummel und -packungen auf keinen Fall herumliegen lassen. Denn Kleinkinder würden gerne den Zigarettenstummel, der Ihnen gerade offenbar gut geschmeckt hat, ausprobieren. Sie holen ihn aus dem Aschenbecher oder Papierkorb und stecken ihn in den Mund. Schon die Tabakreste können Vergiftungen hervorrufen. Bedenken Sie auch, dass passives Rauchen ebenfalls gesundheitsschädlich ist.


Lassen Sie keine alkoholischen Getränke frei zugänglich für Kinder herumstehen. Schon geringe Mengen Alkohol sind für Kleinkinder sehr gefährlich. Schließen Sie deshalb alkoholische Getränke immer weg, so dass auch ältere Kinder nicht in die Versuchung kommen, die Getränke, die den Eltern so gut schmecken, zu probieren.


Züchten Sie keine giftigen Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon, wenn Kleinkinder in Ihrem Haushalt leben.


Klären Sie Ihre Kinder schon frühzeitig, aber altersgerecht über die Gefahren von Medikamenten, Haushaltschemikalien, Giftpflanzen, Pilzen, Zigaretten und Alkohol auf.



Quellen
Nicolai: Pädiatrische Notfall und Intensivmedizin

Redaktion Dr. med. Petra May, Fachärztin für Kinderheilkunde

Aktualisierung 09.05.2004


LG minimiez

Autor:  Murwedder [ 27.06.2006, 15:00 ]
Betreff des Beitrags: 

Danke, wichtiges Thema.
Hab ich gleich mal gedruckt und an die Pinnwand gehängt.

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