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 Betreff des Beitrags: BAG-Expertise Kindertagespflege: Unfallarten
BeitragVerfasst: 12.02.2013, 14:26 
Expertin
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Registriert: 10.01.2005, 13:53
BeitrÀge: 4465
Wie die Daten zeigen, verteilen sich je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes die verschiedenen Unfallarten unterschiedlich.

Bild
Quelle: Stephanie Hofschlaeger - pixelio.de


StĂŒrze


Der hĂ€ufigste Unfall in allen Altersstufen ist der Sturz mit mehr als der HĂ€lfte aller UnfĂ€lle. StĂŒrze passieren in der Fortbewegung (laufen, hĂŒpfen) in der Ebene oder aus der Höhe (Wickeltisch, Fenster, Balkon). Oftmals folgt einem Sturz noch ein zusĂ€tzlicher Stoß oder Schlag, weil das Kind gegen einen Gegenstand (z.B. Möbel, Heizung) stĂŒrzt oder es in der Folge des Sturzes von einem herabfallenden Gegenstand getroffen wird.


Ersticken

Zum Ersticken kann es durch das Einatmen („Aspiration“) von Kleinteilen kommen oder durch das Zulegen der Atemwege mit GegenstĂ€nden (z.B. Decken, Kissen) bzw. durch das mechanische EinschnĂŒren des Halses ("Strangulation").

Im SĂ€uglings- und Kleinkindalter ist das Verschlucken bzw. Einatmen von Kleinteilen wie ErdnĂŒssen, Murmeln oder MĂŒnzen hĂ€ufig, weil die Kleinen alle möglichen GegenstĂ€nde in den Mund nehmen, um sie so abzutasten und zu „begreifen“, und die GegenstĂ€nde dabei versehentlich verschluckt bzw. eingeatmet werden.

Weiterhin kommt es zu ErstickungsunfĂ€llen, wenn die Atemwege z.B. durch Decken, PlastiktĂŒten verlegt werden.

Auch hĂ€ufig sind Strangulationen durch BĂ€nder oder SchnĂŒre, die um den Hals liegen und sich unerwartet zuziehen, weil das Kind z.B. hĂ€ngen bleibt und stĂŒrzt.


Ertrinken

Das Ertrinken ist ein großes Unfallrisiko bis ins Schulalter hinein. Kleinkinder ertrinken schon in wenige Zentimeter tiefem Wasser. Deshalb sind sowohl die Badewanne, als auch Plantschbecken, Gartenteich, FlĂŒsse, Seen und SchwimmbĂ€der risikoreich. Geraten Kinder mit dem Kopf unter Wasser, verlieren sie die Orientierung und unternehmen keine Selbstrettungsversuche, um sich aus der bedrohlichen Situation zu befreien. Durch den Sauerstoffmangel ist es fĂŒr das Kind schon nach kurzer Zeit lebensbedrohlich, wenn es unter Wasser gerĂ€t.


Thermische Verletzungen

Kinder unter 5 Jahren – mit einem Altersgipfel bei den SĂ€uglingen – haben das höchste Risiko, wegen einer thermischen Verletzung stationĂ€r behandelt werden zu mĂŒssen. Sie ĂŒbergießen sich mit heißen FlĂŒssigkeiten, wenn sie den Wasserkocher herunterreißen, an der Pfanne ziehen oder die Kaffeetasse sich ĂŒber sie ergießt. Thermische Verletzungen sind sehr schmerzhaft und haben fĂŒr das Kind oftmals lebenslange BeeintrĂ€chtigungen durch die HautschĂ€digungen zur Folge. Schon FlĂŒssigkeiten mit einer Temperatur von nur 52 Grad, die von einem Erwachsenen lediglich als „heiß“ empfunden werden, können zu schweren thermischen Verletzungen bei SĂ€uglingen fĂŒhren, weil ihre Haut wesentlich empfindlicher ist als die eines Erwachsenen.

Weiterhin verbrennen sich Kinder an heißen GegenstĂ€nden, z.B. Herdplatte, Kaminofen oder an Feuer.


Vergiftungen

Vergiftungen, die im Krankenhaus behandelt werden mĂŒssen, kommen ebenfalls hĂ€ufig bei kleinen Kindern unter 5 Jahren vor. Zwar verlaufen die meisten VergiftungsunfĂ€lle glimpflich, jedoch zeigen die zahlreichen Anrufe in den Giftnotrufzentren die große Unsicherheit in diesem Bereich.

Vergiftungen erfolgen am hĂ€ufigsten mit Haushaltschemikalien (wie MaschinengeschirrspĂŒlmittel, Entkalker, Allzweckreiniger, SanitĂ€rreiniger) gefolgt von Medikamenten (wie EntzĂŒndungshemmer, Husten- und ErkĂ€ltungsmittel, Herz-Kreislaufmittel, Psychopharmaka), Pflanzen mit attraktiven Beeren (wie Kirschlorbeer), durch Kosmetika (wie Haarpflegemittel, Seife) und Alkohol- und Zigarettenresten.


VerkehrsunfÀlle

VerkehrsunfĂ€lle sind zwar im Vergleich zu den Heim- und FreizeitunfĂ€llen seltener, dafĂŒr verlaufen sie hĂ€ufiger mit dramatischen Folgen (s. Todesursachenstatistik). Zu den VerkehrsunfĂ€llen zĂ€hlen die TransportmittelunfĂ€lle, wenn das Kind als Mitfahrer im Auto sitzt, auf dem Fahrrad mitfĂ€hrt oder im FahrradanhĂ€nger transportiert wird, selber mit dem Fahrrad fĂ€hrt oder sich als FußgĂ€nger im Straßenverkehr bewegt.

Als Mitfahrer im Auto sind Kinder besonders gefĂ€hrdet. Zwar sind die Unfallzahlen seit der EinfĂŒhrung der Anschnallpflicht stark zurĂŒckgegangen, aber noch immer sind nicht alle Kinder altersgerecht gesichert: Fast 40 % der Schulkinder (unter 12 Jahren) werden nicht mit dem gesetzlich vorgeschriebenem RĂŒckhaltesystem gesichert – 2 % aller Kinder fahren gĂ€nzlich ohne Sicherung. Diese Kinder sind extrem gefĂ€hrdet, selbst bei kleinen Bremsmanövern schwer verletzt zu werden (Verkehrswacht oJ).


Tierbisse/Verletzungen durch Tiere

Hundebisse sind bei Kindern schwerwiegender als bei Erwachsenen, weil die Bisse zumeist den Kopf oder Hals des Kindes betreffen. Dreiviertel der Hundebisse passieren mit einem dem Kind bekannten Hund und meist im Zuhause des Hundes, z.B. mit dem Hund der Nachbarn in deren Garten. Zu den UnfĂ€llen kommt es, weil das Kind ungewollt den Jagdinstinkt des Hundes angeregt: durch hektische Bewegung, durch Laufen und Springen, durch Schreien. Mitunter hat es den Hund auch geĂ€rgert, unbewusst gar gequĂ€lt oder „seine“ Bereiche nicht respektiert.

Tierbisse bedeuten eine aufwĂ€ndige und fĂŒr das Kind belastende Behandlung, weil die Wunden praktisch immer verkeimt sind und ggf. einer Tollwuterkrankung vorgebeugt werden muss.


Quelle: Expertise zum Modul „UnfallverhĂŒtung und Kindersicherheit in der Kindertagespflege“
fĂŒr Qualifizierungsmaßnahmen von Tagespflegepersonen vorgelegt von der
Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit fĂŒr Kinder e.V.

Download unter
http://www.kindersicherheit.de/pdf/2013 ... pflege.pdf

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Lis Dammann
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