FORUM KINDERSICHERHEIT
http://www.forum-kindersicherheit.de/

BAG-Expertise Kindertagespflege: Unfallarten
http://www.forum-kindersicherheit.de/viewtopic.php?f=49&t=5171
Seite 1 von 1

Autor:  Lis Dammann, BAG [ 12.02.2013, 14:26 ]
Betreff des Beitrags:  BAG-Expertise Kindertagespflege: Unfallarten

Wie die Daten zeigen, verteilen sich je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes die verschiedenen Unfallarten unterschiedlich.

Bild
Quelle: Stephanie Hofschlaeger - pixelio.de


Stürze


Der häufigste Unfall in allen Altersstufen ist der Sturz mit mehr als der Hälfte aller Unfälle. Stürze passieren in der Fortbewegung (laufen, hüpfen) in der Ebene oder aus der Höhe (Wickeltisch, Fenster, Balkon). Oftmals folgt einem Sturz noch ein zusätzlicher Stoß oder Schlag, weil das Kind gegen einen Gegenstand (z.B. Möbel, Heizung) stürzt oder es in der Folge des Sturzes von einem herabfallenden Gegenstand getroffen wird.


Ersticken

Zum Ersticken kann es durch das Einatmen („Aspiration“) von Kleinteilen kommen oder durch das Zulegen der Atemwege mit Gegenständen (z.B. Decken, Kissen) bzw. durch das mechanische Einschnüren des Halses ("Strangulation").

Im Säuglings- und Kleinkindalter ist das Verschlucken bzw. Einatmen von Kleinteilen wie Erdnüssen, Murmeln oder Münzen häufig, weil die Kleinen alle möglichen Gegenstände in den Mund nehmen, um sie so abzutasten und zu „begreifen“, und die Gegenstände dabei versehentlich verschluckt bzw. eingeatmet werden.

Weiterhin kommt es zu Erstickungsunfällen, wenn die Atemwege z.B. durch Decken, Plastiktüten verlegt werden.

Auch häufig sind Strangulationen durch Bänder oder Schnüre, die um den Hals liegen und sich unerwartet zuziehen, weil das Kind z.B. hängen bleibt und stürzt.


Ertrinken

Das Ertrinken ist ein großes Unfallrisiko bis ins Schulalter hinein. Kleinkinder ertrinken schon in wenige Zentimeter tiefem Wasser. Deshalb sind sowohl die Badewanne, als auch Plantschbecken, Gartenteich, Flüsse, Seen und Schwimmbäder risikoreich. Geraten Kinder mit dem Kopf unter Wasser, verlieren sie die Orientierung und unternehmen keine Selbstrettungsversuche, um sich aus der bedrohlichen Situation zu befreien. Durch den Sauerstoffmangel ist es für das Kind schon nach kurzer Zeit lebensbedrohlich, wenn es unter Wasser gerät.


Thermische Verletzungen

Kinder unter 5 Jahren – mit einem Altersgipfel bei den Säuglingen – haben das höchste Risiko, wegen einer thermischen Verletzung stationär behandelt werden zu müssen. Sie übergießen sich mit heißen Flüssigkeiten, wenn sie den Wasserkocher herunterreißen, an der Pfanne ziehen oder die Kaffeetasse sich über sie ergießt. Thermische Verletzungen sind sehr schmerzhaft und haben für das Kind oftmals lebenslange Beeinträchtigungen durch die Hautschädigungen zur Folge. Schon Flüssigkeiten mit einer Temperatur von nur 52 Grad, die von einem Erwachsenen lediglich als „heiß“ empfunden werden, können zu schweren thermischen Verletzungen bei Säuglingen führen, weil ihre Haut wesentlich empfindlicher ist als die eines Erwachsenen.

Weiterhin verbrennen sich Kinder an heißen Gegenständen, z.B. Herdplatte, Kaminofen oder an Feuer.


Vergiftungen

Vergiftungen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, kommen ebenfalls häufig bei kleinen Kindern unter 5 Jahren vor. Zwar verlaufen die meisten Vergiftungsunfälle glimpflich, jedoch zeigen die zahlreichen Anrufe in den Giftnotrufzentren die große Unsicherheit in diesem Bereich.

Vergiftungen erfolgen am häufigsten mit Haushaltschemikalien (wie Maschinengeschirrspülmittel, Entkalker, Allzweckreiniger, Sanitärreiniger) gefolgt von Medikamenten (wie Entzündungshemmer, Husten- und Erkältungsmittel, Herz-Kreislaufmittel, Psychopharmaka), Pflanzen mit attraktiven Beeren (wie Kirschlorbeer), durch Kosmetika (wie Haarpflegemittel, Seife) und Alkohol- und Zigarettenresten.


Verkehrsunfälle

Verkehrsunfälle sind zwar im Vergleich zu den Heim- und Freizeitunfällen seltener, dafür verlaufen sie häufiger mit dramatischen Folgen (s. Todesursachenstatistik). Zu den Verkehrsunfällen zählen die Transportmittelunfälle, wenn das Kind als Mitfahrer im Auto sitzt, auf dem Fahrrad mitfährt oder im Fahrradanhänger transportiert wird, selber mit dem Fahrrad fährt oder sich als Fußgänger im Straßenverkehr bewegt.

Als Mitfahrer im Auto sind Kinder besonders gefährdet. Zwar sind die Unfallzahlen seit der Einführung der Anschnallpflicht stark zurückgegangen, aber noch immer sind nicht alle Kinder altersgerecht gesichert: Fast 40 % der Schulkinder (unter 12 Jahren) werden nicht mit dem gesetzlich vorgeschriebenem Rückhaltesystem gesichert – 2 % aller Kinder fahren gänzlich ohne Sicherung. Diese Kinder sind extrem gefährdet, selbst bei kleinen Bremsmanövern schwer verletzt zu werden (Verkehrswacht oJ).


Tierbisse/Verletzungen durch Tiere

Hundebisse sind bei Kindern schwerwiegender als bei Erwachsenen, weil die Bisse zumeist den Kopf oder Hals des Kindes betreffen. Dreiviertel der Hundebisse passieren mit einem dem Kind bekannten Hund und meist im Zuhause des Hundes, z.B. mit dem Hund der Nachbarn in deren Garten. Zu den Unfällen kommt es, weil das Kind ungewollt den Jagdinstinkt des Hundes angeregt: durch hektische Bewegung, durch Laufen und Springen, durch Schreien. Mitunter hat es den Hund auch geärgert, unbewusst gar gequält oder „seine“ Bereiche nicht respektiert.

Tierbisse bedeuten eine aufwändige und für das Kind belastende Behandlung, weil die Wunden praktisch immer verkeimt sind und ggf. einer Tollwuterkrankung vorgebeugt werden muss.


Quelle: Expertise zum Modul „Unfallverhütung und Kindersicherheit in der Kindertagespflege“
für Qualifizierungsmaßnahmen von Tagespflegepersonen vorgelegt von der
Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V.

Download unter
http://www.kindersicherheit.de/pdf/2013 ... pflege.pdf

Seite 1 von 1 Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]
Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
http://www.phpbb.com/