Endlich ist es soweit! Die ersten Frühlingsblüher kommen zum Vorschein.
Mit allen Sinnen erfahren
Für Erwachsene wie Kinder sind die bunten Pflanzen attraktiv, nur mit dem großen Unterschied, dass Kinder sie mit allen Sinnen erfassen möchten. Kleinstkinder stecken vieles in den Mund, sie lernen dadurch ihren Geschmackssinn feiner auszuprägen. Ältere Kinder werden durch ihre ausgeprägte Neugier und unendliche Phantasie gereizt, mit Blättern, Blüten und auch mit Früchten von Pflanzen zu spielen und zu „kochen“.
Vergiftungsgefahr
Seidelbast
Der Seidelbast ist ein frühblühender Strauch, der in der Regel im
März bis April noch vor dem Blattaustrieb zahlreiche rosafarbene bis violette, stark duftende und damit für Kinder attraktive Blüten hervorbringt. Die erbsengroßen Beerenfrüchte mit einem im Zentrum des Fruchtfleisches liegenden grünbraunem Samen erscheinen ab Juli, sind intensiv rot und glänzend und daher für Kinder sehr anziehend. Die starke Giftigkeit des Seidelbast in allen Pflanzenteilen ist begründet durch Mezerein und Dapnetoxin, beides Gifte, die ätzend und zellschädigend wirken.
Der Umgang mit Pflanzenteilen kann an der Haut Rötung, Schwellung, Juckreiz, Blasen und Pusteln hervorrufen. Nach dem Verzehr kleiner Mengen Pflanzenteile kann es in wenigen Minuten zu Kratzen, Brennen im Mund und auf der Zunge, zu Lippen- und Gesichtsschwellungen, Schluckbeschwerden, und dann in Folge zu starken Kopf- und Bauchschmerzen, Brechreiz, blutigem Durchfall, engen Pupillen, Krämpfen, Verwirrtheit und Kollaps kommen.
10-12 angebissene oder zerbissene Samen im ungiftigen roten Fruchtfleisch sind tödlich für Kinder!!!
Osterglocken / Narzizssen
Osterglocken oder Narzissen sind frosthart und anspruchslos. Sie gehören zu den Amaryllisgewächsen. Der Namensursprung liegt im griechischen „Narke", ins Deutsche übersetzt „Lähmung oder Erstarrung“. Lähmungs- oder Vergiftungserscheinungen sind nach dem Riechen an Osterglocken eher nicht zu befürchten. Aber Achtung: Die Pflanzen sind tatsächlich giftig – nicht nur für Wühlmäuse, die deshalb die Zwiebeln meiden. Alle Pflanzenteile der Osterglocken sind giftig. Die gesamte Pflanze mit Schwerpunkt in der Zwiebel enthält giftige Alkaloide.
Bei Hautkontakt mit dem zähflüssigen transparenten oder leicht weißlichen Pflanzensaft kann es zu brennesselähnlichen juckenden Hautreizungen mit Bläschenbildung kommen (Narzissendermitis).
Die Giftstoffe gehen beim Hineinstellen in Vasen ins Blumenwasser über, die dann nicht nur andere Schnittblumen, in der gleichen Vase stehend, zum Welken bringen, sondern auch für kleine Kinder, die sich nicht selten an Blumenwasser in Vasen vergreifen und es trinken, sehr gefährlich werden kann. Daher sollten Blumenvasen mit Osterglocken für kleine Kinder unerreichbar aufgestellt werden. Bei oraler Einnahme der Giftstoffe kommt es zu Reizungen und zum Anschwellen der Schleimhäute im Lippen-, Zungen-, Rachen- und Speiseröhrenbereich und in der Folge zu Schweißausbrüchen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen. Bei starker Vergiftung kann es auch zu Lähmungen und zum Kreislaufkollaps (Schock) kommen.
Im Falle des Falles
Gegenmaßnahmen bei Vergiftungserscheinungen im
Haut- und Schleimhautbereich durch Seidelbast und Osterglocken:
Die betroffenen Stellen mit reichlich Wasser aus der kalten Trinkwasserleitung waschen, reichlich kaltes Trinkwasser – keine Milch, kein Mineralwasser! – trinken lassen.
Gegenmaßnahmen bei
oraler Einnahme der Giftstoffe aus Seidelbast oder Osterglocke:
Reichlich Wasser versetzt mit Aktivkohle (1g/kg Körpergewicht) zu trinken geben, Giftnotrufzentrale anrufen: 030/19240; bei Vergiftungssymptomen sofort die nächste Kinderklinik mit dem Rettungsdienst (Tel: 112) aufsuchen.
Autorin:
Hildegard Jorch
Biologin, Gesundheitsberaterin
E-Mail:
jorch@t-online.de
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Nicola Quade
Elternforum
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