Jedes zweite Kind fÀhrt ohne reisemedizinische Vorbereitung ins Ausland
Obwohl immer mehr Eltern mit ihren Kindern international verreisen, haben laut eines weltweiten Netzwerks zur Ăberwachung von reisebedingten Krankheiten (GeoSentinel) die wenigsten Kinder vor einer Urlaubsreise ins Ausland eine medizinische Beratung erhalten. Bei touristischen Besuchen in fremde LĂ€nder sind demnach nur die HĂ€lfte der Kinder medizinisch vorbereitet, bei Kindern mit Migrationshintergrund, die Verwandte oder Freunde der Familie im Herkunftsland besuchen, erhĂ€lt nur ein Drittel der Kinder bzw. deren Begleiter fĂŒr die Kinder vorab eine entsprechende fachĂ€rztliche Beratung.
Heranwachsende mĂŒssen deshalb auch hĂ€ufiger als Erwachsene nach den Ferien aufgrund einer reisebedingten Krankheit ins Krankenhaus.
âDie Risiken sind bei Kindern etwas anders als bei Erwachsenen. Besonders empfĂ€nglich fĂŒr Krankheiten im Ausland sind die ganz Kleinen. Die hĂ€ufigsten Diagnosen bei Kindern sind heftige DurchfĂ€lle und Magen-Darm-Beschwerden, die innerhalb einer Woche nach der RĂŒckkehr auftreten. Bei Kindern ĂŒberwiegen virale Keime wie Rotavirus-Infektionen und bakterielle Erkrankungen, wĂ€hrend bei Erwachsenen durch Parasiten ausgelöste DurchfĂ€lle und chronische DurchfĂ€lle hĂ€ufiger vorkommenâ, erklĂ€rt Prof. Hans-JĂŒrgen Nentwich, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und JugendĂ€rzte (BVKJ), die Unterschiede, wie sie das GeoSentinel Surveillance Network ermittelt und in Pediatrics vorgestellt hat.
Die Ergebnisse beruhen auf den Daten von fast 1.600 Kindern und fast 38.000 Erwachsenen, die in reise- und tropenmedizinischen Kliniken auf sechs verschiedenen Kontinenten behandelt wurden.
Malaria, Tollwut, Typhus und Gelbsucht wÀren vermeidbar
Platz zwei der reisemedizinischen Erkrankungen nehmen nach den DurchfĂ€llen die Erkrankungen ein, die vorwiegen durch Tierbisse (Hunde, Katzen, Affen), Parasiten und StechmĂŒcken ausgelöst wurden, so die Untersuchung. 97% der Kinder, die ein Tier angegriffen hatte, mussten nachtrĂ€gliche eine Tollwutimpfung erhalten. Am dritthĂ€ufigsten waren fiebrige Erkrankungen, vorwiegend Malaria und virale fiebrige Erkrankungen, hĂ€ufige âUrlaubsmitbringselâ bei Kindern. Etwa 15 bis 20% der importierten MalariafĂ€lle betreffen demnach Kinder. An vierter Stelle befanden sich nach den Angaben des GeoSentinel Surveillance Network Atemwegserkrankungen, u.a auch MittelohrentzĂŒndungen.
Die Studie macht noch einmal darauf aufmerksam, wie wichtig eine der Reiseregion angepasste Reiseapotheke und vorbeugende Impfungen speziell fĂŒr Kinder sind. So ist Tollwut nach wie vor ein Problem in Asien, im Mittleren Osten und in Afrika. Die meisten Infektionen in der Ferne, gegen die Kinder eine Impfung erhalten könnten, gehen auf Typhus- und Hepatitis-A-Infektionen, die so genannte Reisegelbsucht, zurĂŒckâ, fasst Prof. Nentwich die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
In Deutschland nehmen an 30% der Urlaubsreisen Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 26 Jahre teil. Dies ermittelte das BundesForum fĂŒr Kinder- und Jugendreisen e.V. fĂŒr 2008.
Quelle:
www.kinderaerzte-im-netz.de