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 Betreff des Beitrags: Verkehrserziehung von Kleinkindern
BeitragVerfasst: 03.11.2009, 17:50 
Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Frau und ich haben bezüglich der Erziehung zur Verkehrssicherheit bei unserem Sohn unterschiedliche Ansichten. Daher möchte ich sie nun um ihren Rat bitten. Dazu lege ich kurz den Fall dar:
Als unser Sohn ca. 1,5 Jahre alt war, habe ich mit ihm Spaziergänge auf Nebenwegen gemacht (die Gegend bei uns ist eher ländlich mit städtischen Tendenzen). Dabei habe ich immer darauf geachtet, ob Autos kommen. Jedoch habe ich bereits dann versucht ihn dafür zu sensibilisieren, dass Autos auf der Straße unterwegs sein können und wir für diese an die Seite gehen. Zudem verläuft vor unserem Haus ein Fahrradweg (auch für Fußgänger) und eine befahrene Landstraße. Immer wenn wir sie mal überqueren wollten, habe ich unseren Sohn aufgefordert, nach rechts und links zu schauen ob ein Auto kommt. Er hat - aus meiner Sicht - recht gut wahrnehmen können, ob Autos kommen oder nicht. Wenn er 'kein Auto (kommt)' sagte, entgegnete ich 'dann können wir ja rüber gehen'. Damit kommt das Startsignal zum Überqueren der Straße also immer ganz klar von mir. Er geht nicht einfach von sich aus los. Natürlich habe ich selbst auch immer mit geguckt, ob ein Auto kommt, habe ihn aber ganz klar mit in die Verantwortung genommen, nach Autos zu schauen. Sehr freut es mich, dass er sehr schnell äußerst sicher sagen konnte, ob ein Auto kommt oder nicht. Mit ca. 2,5 Jahren stellte ich fest, dass er etwas nachlässig wurde. Das heißt, dass er zwar den Kopf in die beiden Richtungen wendete, aber nicht wirklich dahin schaute und mehr schematisch je 'kein Auto kommt' sagte. Doch hat sich das mittlerweile wieder gebessert (er ist jetzt fast 3,5 Jahre alt). Ergänzen möchte ich aber noch, dass die Verkehrssituationen, wo er drei Richtungen berücksichtigen muss, für ihn schon schwieriger sind. Dann habe ich ihn immer klar auf die jeweiligen Richtungen hingewiesen, in denen er nach Autos schauen muss.
Zudem habe ich es grundsätzlich immer so gehandhabt, dass ich mit meinem Sohn immer an der Straße gewartet habe, sobald ein Auto zu sehen war (bei mehreren hundert Metern Sicht). Das dauerte manchmal, aber ich habe mir gesagt, dass er Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht abschätzen kann. Ein ungutes Gefühl habe ich dabei, einfach zu ihm zu sagen, dass ich es als Erwachsener schon besser beurteilen kann als er und wir ggf. doch schon/noch über die Straße gehen können. Ich wollte da nicht zwischen uns unterscheiden, um die Bedeutung des Ganzen in keinster Weise zu relativieren.
Meine Frau vertritt den Standpunkt, dass ich unseren Sohn damit klar überfordere. Er könne noch keine Verantwortung übernehmen und dürfe auch noch nicht den Eindruck gewinnen, als könne er 'entscheiden', ob die Straße frei sei oder nicht. Sie meint zudem, man könne doch auch nicht immer so lange warten, bis wirklich überhaupt kein Auto mehr zu einem hin unterwegs ist. Schließlich habe man es manchmal auch eilig. In anderen Belangen würde man dem eigenen Kind ja auch klar signalisieren, dass man als Erwachsener die Lage besser beurteilen könne und das deshalb so-und-so gehandelt werde.
Meine Frau und ich vertreten da also derzeit sehr gegensätzliche Meinungen, die sich - aus meiner Sicht - schwer harmonisieren lassen. Zwar bin ich - wenn meine Frau dabei ist - um ihretwillen auch schon mal dazu übergegangen, dass ich für uns alle geguckt habe ('kein Auto kommt' oder 'das Auto ist noch weit genug weg'), habe dabei aber ein sehr ungutes Gefühl. Das gleiche ist der Fall, wenn sie für uns nach Autos guckt.
Ich habe den Eindruck, dass ich unserem Sohn schon recht brauchbar vermitteln konnte, was Vorsicht im Verkehr bedeutet und habe nun die Sorge, dass ich das alles wieder relativiere, wenn ich von eingeschlagenen Weg abweiche. Ich habe halt den Eindruck, dass der Weg meiner Frau zwar einfacher und erst einmal praktischer ist, aber nicht unbedingt besser.

Danke schon mal im Voraus für die Auseinandersetzung mit meinem Anliegen!


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 Betreff des Beitrags: 3 Jahre alt: Straßenverkehr ist nicht übersehbar
BeitragVerfasst: 04.11.2009, 16:32 
Expertin
Expertin

Registriert: 10.01.2005, 13:53
Beiträge: 4465
Sie haben schon frühzeitig angefangen, Ihren Sohn auf die Gefahren auf der Straße aufmerksam zu machen. Das ist richtig so, immer vorausgesetzt, dass dies altersgemäß und ganz dosiert geschieht. Kleinere Kinder haben eine hohe Sensibilität für das Geschehen in ihrer Umwelt. Lernen geht spielerisch, und sie lieben dabei regelmäßige Abläufe, Rituale und Automatismen. "Wohin musst Du schauen", "Worauf musst Du achten?", "Was musst Du jetzt machen?" - in solchen Lernsituationen entwickeln sie ihr Wissen und ihr Verhalten. Sie werden von den Eltern darin bestärkt und sind stolz auf ihre Leistungen.

Eine Sicherheit, ob so Gelerntes beim nächsten Mal auch angewandt wird, hat man bei Kinder nie. Dazu sind sie viel zu leicht ablenkbar, viel zu spontan, viel zu sehr in ihrem eigenen Erleben: der Ball, der auf die Straße rollt, ein Bekannter auf der anderen Straßenseite - und alles ist vergessen. Ein typisches Beispiel für das kindliche Denken ist auch: "Wenn ich den Autofahrer gesehen habe, hat er mich auch gesehen. Also kann ich über die Straße laufen."

Fähigkeiten, um unter anderem auch Verkehrssituationen differenzierter zu verstehen, werden Kindern frühestens im Alter von acht Jahren zugeschrieben. Erfassen von komplexen Situationen, das Einschätzen des Verhaltens von anderen, räumliche Wahrnehmung, Geschwindigkeiten erkennen, Voraussicht, angemessenes Reagieren, all das entwickelt sich erst jetzt. Zu diesem Zeitpunkt finden z.B. auch die Fahrradprüfungen in den Grundschulen statt.

Behalten Sie also Ihr Vermitteln bei, wenn Sie sich mit dem Kind im Straßenverkehr bewegen (Ihre Position), aber verlieren Sie dabei nicht aus den Augen, dass Sie von Ihrem Sohn mit jetzt 3 Jahren tatsächlich noch keine Verlässlichkeit erwarten können (die Position Ihrer Frau). Unserer Meinung nach hat beides seine Wahrheit.

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Lis Dammann
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